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Die Leiden des jungen Werther

Die Leiden des jungen Werther

Johann Wolfgang Goethe
Niveau
Niveau 5
Jaar uitgave
1774
Uitgeverij
Weygand
Plaats
Leipzig
Aantal pagina's
224
Genre
  • Briefroman
Tags
  • Liebe
Taalniveau
C1
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Over de auteur

Johann Wolfgang von Goethe, geboren 1749 in Frankfurt am Main und gestorben 1832 in Weimar, ist – neben Friedrich von Schiller – die zentrale Gestalt der neueren deutschen Literaturgeschichte und einer der letzten ‚Universalgelehrten', die das gesammelte Wissen ihrer Zeit s in der lage waren. Goethe, nicht allein Schriftsteller und – von 1791 bis 1817 – Theaterintendant in Weimar, sondern auch Naturwissenschaftler und Staatsbeamter (Minister) in Diensten des (Groß-)Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, gelangte bereits de liter arisinchen ze und Drang zuzurechnenden Werken zu großem Ruhm: Götz von Berlichingen (1773) sowie Die Leiden des jungen Werthers (1774). Letzteres wurde, Zeichen seiner Aktualität, zahlreiche Male verfilmt; die spektakuläre Wirkungsgeschichte des Buches hat – bis in jüngere Zeit –kontroverse Stellungnahmen provoziert; nach einer wechselvollen Deutungs- und Didaktisierungsgeschichte ist das Buch heute ein ‚kanonisches Werk’ im schulischen Deutschunterricht. Um den Rahmen dieser kurzen Einführung nicht zu sprengen, seien hier lediglich noch die wichtigsten literarischen Werke des ‚klassischen Klassikers’ Goethe genannt: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/1796), Faust. Der Tragödie erster Teil (1808), Die Wahlverwandtschaften (1809), West-östlicher Divan (1819), Wilhelm Meisters Wanderjahre (1821 bzw. 1829), Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1831).

Opmerkingen

goethe




Opdrachten


Docenteninformatie

Inhalt

Der Protagonist Werther – ein junger, bürgerlichen Verhältnissen entstammender Mann mit antibürgerlichem Habitus –, schreibt seinem Freund Wilhelm (eine gleichsam ‚abstrakte Instanz der Adressierung’) regelmäßig Briefe – deren erster auf den 4. Mai 1771 datiert ist –, die zum Gegenstand vor allem sein, Werthers, begehrendes Verhältnis zu Lotte (Charlotte S.) haben. Lotte aber, da bereits verlobt mit Albert, hält Werther auf ‚ziemlicher’ (im alten Sinne des Wortes: ‚ziemender’) Distanz, auch wenn sie durch kleine Gesten Werthers Hoffnung immer wieder neue Nahrung gibt. Zuletzt – da die ‚unbedingte’ Liebe, die Werther Lotte entgegenbringt, scheitern muss – erschießt Werther sich mit der Pistole, die er von Albert ausgeliehen hat. Der Leser lernt den Protagonisten ganz überwiegend durch dessen Briefe kennen; allerdings ‚schaltet’ sich gegen Ende des zweiten Drittels der (fiktive) Herausgeber der Briefe ‚ein’, um Werthers „Krankheit zum Tode“ (so Werther im Brief vom 12. August) ‚deutend zu erzählen’ bzw. zu kommentieren.  

Schwierigkeitsgrad

Literarisches Niveau: Die Vielzahl der intertextuellen Verweise, die Dichte der Motive, die – allerdings lediglich ab und an vorkommenden –‚theoretischen’ Passagen der Briefe Werthers sowie die historische Differenz, die es zu überbrücken gilt, verlangen den LeserInnen mindestens Leseniveau 5 ab. Insbesondere die adäquate Deutung der zahlreichen intertextuellen Verweise ist erst auf Leseniveau 6 möglich.

Sprachliches Niveau: Die Sätze sind hinsichtlich ihrer syntaktischen Komplexität überaus disparat; der Text kennt sowohl sehr elaborierte, ‚ausgebaute’ Satzgebilde als auch Passagen, die nahezu nur aus Ellipsen bestehen oder mit Auslassungen – diese aber sind durch Gedankenstriche explizit markiert – operieren. Auch auf lexikalischer Ebene sind die LeserInnen stellenweise mit Ausdrücken konfrontiert, die einen Bedeutungswandel erfahren haben oder mittlerweile völlig ungebräuchlich sind. LeserInnen auf GER-Niveau C1 werden den zentralen (thematischen, motivlichen und intertextuellen) ‚Achsen’ des Textes folgen können; ein ‚vollständiges Verstehen’ ist allerdings nicht einmal auf GER-Niveau C2 gewährleistet.

Dimensionen

Indikatoren

Hinweise zu komplizierende Faktoren

Allgemeine Voraussetzungen (um Text verstehen zu können)

Bereitschaft

Auch wenn der Name „Goethe“ vielleicht den ein oder anderen LeserInnen ‚abschrecken’ wird, so kann eine kurze Vorstellung der Thematik – Liebe; Liebesdiskurs/-dispositiv der 1770ern – sowie der ‚Darbietungsform’ – eine ‚ausgebaute’, ‚gefühlsgewaltig’ sich in Briefen aussprechende Subjektivität – die Bereitschaft zur Lektüre sicher deutlich erhöhen. Umso mehr, da das Buch selbst nicht sehr umfangreich ist. Auch die Tatsache, dass dieses als ‚Script’ für zahlreiche Selbstmorde diente und in einigen Regionen verboten wurde (‚Wertherwirkung’), kann die Bereitschaft der LeserInnen zur Lektüre erhöhen. Ein Hindernis allerdings könnte die (stellenweise) sehr unzeitgemäße Sprache sein.

Interessen

LeserInnen, die sich für die Thematik der Liebe und deren (historisch wandelbare) Semantiken – und genereller: die historische Semantik von Gefühlen – interessieren, werden das Buch mit großem Interesse lesen. Allerdings ist es auch problemlos möglich, dem ‚Liebes- und Verzweiflungsdiskurs’ Werthers mehr oder minder ‚unreflektiert’ – identifikatorisch – zu folgen.

Allgemeinkenntnisse

Kenntnisse betreffend die Sozialstruktur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im damaligen ‚Deutschland’ sind von Vorteil, aber für eine gelingende Lektüre des Buches nicht zwingend erforderlich.

Spezifische kulturelle und literarische Kenntnisse

Ein gewisses Vorwissen über zentrale Merkmale der literarischen Epochen „Empfindsamkeit“ sowie insbesondere „Sturm und Drang“ (‚Geniezeit’) vermindert das – mutmaßlich einsetzende – Befremden über die ‚forcierte Emotionalität’, die die Briefe Werthers charakterisieren.
Implizit Verhandlung findet Rousseaus Ausspruch „Zurück zur Natur!“; das Motiv „Natur“ findet sich dabei ebenfalls ‚angeschlossen’ an den Pantheismus-Diskurs der Zeit. Diese Konzeption von Natur schlägt sich auch in der ästhetischen Positionierung des Protagonisten Werther nieder (wider eine Regelpoetik). Dies zu wissen ist für eine gelingende Lektüre aber nicht zwingend erforderlich.
Zwingend erforderlich hingegen ist die adäquate Deutung der – gemessen am Umfang des Textes sehr häufig auftretenden – intertextuellen Verweise. Zentral sind fünf: Klopsstocks Ode „Die Frühlingsfeier“ (S. 29); Lessings „Emilia Galotti“ (S. 147); des Weiteren gibt es an mehreren Stellen Bezugnahmen auf Homer („Die Odyssee“) und – als impliziter ‚Gegenentwurf zur winckelmannschen Griechendeutung’ – das (fingierte) Heldenepos „Ossian“ (insbesondere S. 127-135); last but not least dient die Bibel als Intertext (beispielsweise S. 33 oder S. 102). Die Fülle und ‚Gewichtigkeit’ der intertextuellen Verweise ist erst auf Leseniveau 6 einem adäquaten Verständnis zugänglich.

Geübtheit bezüglich des Sprachgebrauchs – vgl. GER/ERK – und literarischen Stils

Vokabular

Das Vokabular des Textes entstammt den 1770er Jahren und weicht demnach auch in einigen Punkten signifikant vom heutigen Sprachgebrauch ab – einige Wörter haben einen Bedeutungswandel erfahren (beispielsweise „Anzügliches“, S. 10 oder „Revolution“, S. 55), andere sind mittlerweile ‚ausgestorben’ („inkommodieren“, S. 17, „radotieren“, S. 33, „ein verlechter Eimer“, S. 100). In vereinzelten Fällen dürften selbst LeserInnen auf GER-Niveau C2 Schwierigkeiten damit haben, den Sinn ganzer Sätze zu erfassen (beispielsweise „Der Gesandte ist unpaß und wird sich also einige Tage einhalten.“, S. 69). Im Großen und Ganzen aber ist insbesondere das für das Verständnis des Textes zentrale Vokabular der Introspektion auch LeserInnen auf GER-Niveau C1 weitestgehend zugänglich.

Satzkonstruktionen

Die Sätze sind hinsichtlich ihrer syntaktischen Komplexität überaus disparat. Zwei ‚Extrembeispiele’ mögen dies verdeutlichen:

„[A]ber ich halte dafür, dass der, der nötig zu haben glaubt, vom sogenannten Pöbel sich zu entfernen, um den Respekt zu erhalten, ebenso tadelhaft ist als ein Feiger, der sich vor seinem Feinde verbirgt, weil er zu unterliegen fürchtet.“ (S. 9)

„– Wie kann ich vergehen? Wie kannst du vergehen? Wir sind ja? – Vergehen! – Was heißt das? Das ist wieder ein Wort! Ein leerer Schall! ohne Gefühl und Herz. – – Tot, Lotte! eingescharrt der kalten Erde, so eng! so finster!“ (S. 137)

Die LeserInnen müssen demnach in der Lage sein, mit sehr elaborierten, ‚gedrechselten’ syntaktischen Gebilden ebenso zurechtzukommen wie mit extremen Satzellipsen (und damit: hingeworfenen ‚Bedeutungsbrocken’, die keinen ‚wohldefinierten’ grammatischen Bezug haben). Frühestens auf dem Übergang von GER-Niveau C1 nach C2 dürfte ihnen dies möglich sein.

Stil

Da der fiktive Herausgeber sich erst ab Seite 109 („Der Herausgeber an den Leser“) gleichsam auktorial und explizit deutend ‚einmischt’, bekommt der Leser bis dahin die ‚ganze volle Ladung Wertherscher Emphase’ (einen hübschen Satz Schillers variierend) ‚aufgebürdet’: Die Subjektivität, die sich in den Briefen Werthers ausspricht, findet kein ‚Korrektiv’ durch eine ‚zweite Perspektive’. Der Adressat fast aller Briefe, Werthers Freund Wilhelm, ist lediglich der ‚blinde’ Adressat einer Rede, die nicht in ihrer kommunikativen Funktion ‚aufgeht’; die Rede ist dabei genau dies: Rede; denn die Briefe verweigern sich – je weiter die Lektüre des Textes gediehen ist, desto stärker wird dieser Eindruck – den Gepflogenheiten des Mediums Schrift und gleichen sich nicht selten der Unmittelbar- und Flüchtigkeit mündlicher Rede an. Die dominierenden Satzzeichen sind Ausrufezeichen und Gedankenstriche. Häufige Interjektionen und sprachliche Parallelismen verstärken diesen Eindruck. Emphase und Emotion, aber auch Passagen der Reflexion – eher einem Tagebuch als Briefen gleichend –, sind kennzeichnend für die Briefe Werthers.

Geübtheit bezüglich literarischer Verfahrensweisen

Handlung

Die zentrale Handlung – eine ‚klassische’ (unglückliche) Liebesgeschichte – ist für die LeserInnen problemlos als solche zu identifizieren: Der eben aufs Land gezogene Werther lernt beim Tanzen die bereits mit Albert verlobte Lotte kennen und zu begehren („ERSTES BUCH“) und versucht, durch einen Ortswechsel von ihr loszukommen, kehrt aber zurück in die Nähe von Wahlheim und verzweifelt mehr und mehr. („ZWEITES BUCH“); schließlich erschießt er sich mit einer Pistole, die er sich von Albert geliehen hat („Der Herausgeber an den Leser“). Interessant auch – um die Darstellung der Handlung zu verlassen – ist die eminente Wirkungs- und Deutungsgeschichte, die der ‚Werther’ ausgelöst hat („Wertherwirkung“); es gab ‚der Werther viele’(siehe Meier, 1999).

Chronologie

Die Briefe sind chronologisch geordnet und erstrecken sich über einen Zeitraum vom 4. Mai 1771 bis zum 20. Dezember 1772. Der letzte Brief ist nicht datiert und trägt als ‚Datumsangabe’ lediglich „Nach Eilfe“. Innerhalb der einzelnen Briefe gibt es so gut wie keine Rückblenden. Auch das Auftreten des (fiktiven) Herausgebers als berichtender Instanz (ab S. 109) zieht kein ‚Aussteigen’ aus der chronologischen Ordnung nach sich. LeserInnen aller Niveaus werden diesbezüglich keine Verständnisschwierigkeiten haben.

Erzählstrang / -stränge

Der zentrale Erzählstrang ist die unglückliche (da unerfüllte bzw. unerfüllbare) Liebe Werthers zu Lotte. Um diesen Erzähl- und ‚Empfindungsstrang’ herum lagern sich zahlreiche Motive, Reflexionen, Beobachtungen und Vorwegnahmen an, die diesen (indirekt) näher beleuchten. Der ‚Liebes- und Verzweiflungsdiskurs’ Werthers ist dabei thematisch mit folgenden Komplexen – mal loser, mal enger – verknüpft: Bürgerlichkeit/Arbeit, Natur, Kind, Einbildungskraft, Selbstmord.

Perspektive(n)

Da bis zum ‚Einschreiten’ des (fiktiven) Herausgebers der Briefe (ab S. 109) ausschließlich der Protagonist Werther durch dessen Briefe ‚zu Wort kommt’ (bzw. alle Figuren nur durch ihn), ist der Leser perspektivisch an Werther gebunden. Der (fiktive) Herausgeber übernimmt bei seinem Auftreten die Rolle eines – sich legitimierend durch die Feststellung, er habe gründlich recherchiert und werde gewissenhaft erzählen (S. 109) – auktorialen Erzählers, der introspektive Einsichten bezüglich Werthers Gefühle und Gedanken hat (beispielsweise S. 111: „Ja, ja, sagte er [Werther] zu sich selbst, mit heimlichen Zähneknirschen […]“), die das Wissen eines ‚detektivischen Biografen’ übersteigen. Diese ‚Inkonsequenz’ wird LeserInnen ab Leseniveau 5 wohl auffallen, allerdings bleibt diese für das Verstehen des Textes folgenlos.

Bedeutung / Bedeutungsschichten

Die Bedeutungsschichten des Textes sind überaus komplex. Werthers jeweilige Gefühlslage spricht sich häufig auch ‚indirekt’ aus: so sind beispielsweise Text/Literatur (Klopstock, Lessing, Homer, Ossian) an eine spezifische Gemütslage gekoppelt; dasselbe gilt für die Schilderungen der Natur (paradigmatisch hierfür ist S. 89: „Wie die Natur sich zum Herbste neigt, wird es Herbst in mir und um mich herum […]“). Auch auf Vorausdeutungen und motivliche Wiederholungen gilt es zu achten. Sozio-historische, religiöse (christliche) und (moral-)philosophische Motive und Themenkomplexe gilt es zudem in die Acht zu nehmen. Um zu einer triftigen Interpretation  zu gelangen, sollte – alles in allem – Leseniveau 5 nicht unterschritten werden.

-Geübtheit bezüglich literarischer Figuren

Charaktere

Die Charaktere sind psychologisch ausgebaute Figuren, deren Handlungsmotive – die Figuren sind, trotz ihrer zeitlichen Differenz, ‚modern’; dies gilt insbesondere für den Protagonisten Werther – die LeserInnen vor keine größeren Rätsel stellen werden. Die Figur des Werther wird – auch wenn die Ebene einer schier identifikatorischen Lektüre auf Leseniveau 5 längst verlassen ist – den LeserInnen wohl dennoch eine affektive Stellungnahme ‚abnötigen’.

Zahl der Figuren

Neben dem Protagonisten Werther gibt es mit Lotte und Albert zwei ‚zentrale Nebenfiguren’. Wilhelm ist lediglich das ‚Adressierungsobjekt’ der wertherschen Briefe. Auf einer interpretatorischen Ebene von Relevanz ist zudem die Figur des Bauernburschen. Daneben gibt es – nicht vergessen auch sei der (fiktive) Herausgeber der Briefe – noch eine Handvoll weiterer Figuren. Die LeserInnen werden mit diesem handhabbaren Figurentableau keine Probleme haben.

Verhältnis

Die um den Protagonisten Werther zentrierten Beziehungen lassen sich auf folgende Begriffe bringen: Begehren/Abhängigkeit/Liebe (Lotte),  Konkurrenz/Freundschaft (Albert) sowie Parteinahme/Identifikation (‚Bauersbursch’); das jedenfalls wären die wichtigsten.

Benutzte Quellen

Goethe, Johann Wolfgang (1976): Die Leiden des jungen Werthers. Stuttgart: Reclam.

Relevante Quellen

Jäger, Georg (1984): Die Leiden des jungen Werther. Kommentare, Abbildungen, Materialien. München/Wien: Hanser.

Hölscher-Lohmeyer, Dorothea; Jeßing, Benedikt: Goethe, Johann Wolgang von. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Hg. von Wilhelm Kühlmann. Berlin, New York: De Gruyter 2009, Bd. 4., S. 280-297.

Meier, Bernhard: Goethes „Werther“ – Prolegomena für eine didaktische Rezeptionsgeschichte. In: Der Deutschunterricht, 1/1999, S. 20-29.

Scherpe, Klaus R. (1975): Werther und Wertherwirkung. Wiesbaden: Athenaion.

http://lo-net2.de/home/mario.leis/Download_Werther_Interpretation.pdf